A Biblia a magyar képzőművészetben

Zusammenfassung

Übersetzt von Csaba Márkus

Gábriel arkangyal, Millenniumi emlékmű
Zala György: Gábriel arkangyal, Millenniumi emlékmű, 1896–1922, Budapest,
György Zala: Erzengel Gabriel, Das Millenniumsdenkmal, Budapest, 1896-1922

Über die Werke der ungarischen bildenden Kunst zu biblischen Themen erscheint mit dem vorliegenden Band zum ersten Mal eine einzigartige zusammenfassende Sammlung. Sie repräsentiert die gesamte ungarische Kunst der letzten 800 Jahre von ihren Anfängen bis hin zur Moderne. Die biblische Chronologie wird durch Tafelbilder, Aquarelle, Ölgemälde sowie durch Kupferstiche, Statuen und Gobelins repräsentiert. Der Band behandelt ausführlich die biblischen Geschichten. Darüber hinaus wird der Leser aber auch mit dem Prozess und dem jeweiligen Ergebnis der künstlerischen Arbeit vertraut gemacht. Somit enthält der Band neben der Analyse der biblischen Themen auch die Analyse der Kunstwerke.

Sämtliche bedeutenden Werke, beginnend mit den Wandgemälden und Flügelaltären der ältesten romanischen und gotischen Kirchen, wurden in den Band aufgenommen. Der Meister M. S., ein weltberühmter Künstler der ungarischen Malerei der Spätgotik, ist mit allen sechs ihm zugeschriebenen Tafelbildern zu finden, darunter auch das Bild Kalvarienberg, das auf einzigartige Weise die Leiden von Christus darstellt. Hierbei ist es dem Künstler gelungen, in dem Gesicht Christi auch die Schmerzen des zweiten Todes sichtbar zu machen. Nicht einmal Rembrandt oder Velasquez konnten die Tiefe einer solchen Darstellung gestalten und auch sonst ist in der europäischen Kunstgeschichte nichts Vergleichbares zu finden.

Nach der verhältnismäßig geringen Anzahl von Bildern aus dem Barock und dem Klassizismus wird die ungarische Malerei in der Romantik wieder vielfältiger und lebendiger, und die Reihe der Künstler wird in dem Band mit den Bildern von Károly Markó fortgesetzt, der sein ganzes Leben in Italien verbracht hat.

Ihm folgen Maler, die aus den Schulen von Bertalan Székely, Gyula Benczúr oder Pál Szinyei Merse hervorgekommen sind. Das Gemälde Der Kindermord zu Betlehem von Pál Szinyei Merse ist wiederum eine besonders einfühlsame Gestaltung des Themas. Die Christus-Trilogie von Mihály Munkácsy ist weltbekannt, da die Galerien und Museen anlässlich der Ausstellung in den USA von den örtlichen Kirchen auch für Gottesdienste angemietet wurden. Mihály Zichy, der einen großen Teil seines Lebens in Russland verbracht hat, ist mit allen seiner Werke zu biblischen Themen in dem Band vertreten: angefangen von seinem mit 19 Jahren geschaffenen, in der europäischen Ikonographie einzigartigen Bild Kain bis zu seinem apokalyptischen Großwerk Die Waffen des Dämons, das er für die Weltausstellung 1878 in Paris geschaffen hat.

Die Generation der frühen ungarischen Plan-air-Maler ist aus der Schule in Nagybánya hervorgegangen. Alle biblischen Bearbeitungen von Ká­roly Ferenczy, der führenden Persönlichkeit dieser Schule, sind in dem vorliegenden Band zu finden, sogar diejenigen, die als verschollen oder verloren gelten (als Grundlage für die Abbildungen dienen zeitgenössische Fotos). Durch das Thema Der Zug der drei Könige sind die beiden Maler Ferenczy und Béla Iványi-Grünwald in ihren Auffassungen einan­der gegenüber gestellt worden. Auch auf Diskurse dieser Art sowie auf Selbstkommentare der Maler zu ihren eigenen Kunstwerken wird in dem vorliegenden Band hingewiesen (Károly Ferenczy: Das Opfer des Abraham, Josef wird von seinen Brüdern verkauft, Lajos Kunffy: Hiob). Auch die Werke des ungarischen Akademismus (Gyula Benczúr) und diejenigen der Avantgarderichtungen um die Jahrhundertwende (József Rippl-Rónai, Adolf Fényes, Tivadar Csontváry Kosztka) sind recherchiert und vollständig vertreten.

Einen besonderen Raum nimmt die Deutung des wiederum einzigartigen Gemäldes Der betende Heiland von Tivadar Csontváry Kosztka ein – dem neben dem Meister M.S. größten Vertreter der ungarischen Malerei. Eine wahre Entdeckung stellen die biblischen Aquarelle von József Egry dar – der sich selbst nicht als religiöser Mensch sah –, Die Flucht nach Ägypten, ein einfühlsames Ölgemälde von Imre Vinczellér, die Kupferstiche von Adrienn Füleky, beginnend mit dem Thema Sintflut bis hin zu den Szenen der Offenbarung des Johannes, oder der vage Kolorismus von Csilla N. Virók.

Als Überraschung gilt die Wiedergabe des großformatigen Kartons von Aurél Bernáth, auf dem verschiedene biblische Themen zu sehen sind; außerdem die Werke von János Kmetty, Endre Domanovszky, Jenő Kerényi und anderen. Das künstlerische Porträt der Familie Ferenczy wird nicht nur von dem Vater gestaltet, sondern auch von der Gobelinküstlerin Noémi und von Béni geprägt, der wunderbare Statuen und Zeichnungen geschaffen hat.

Wie oben erwähnt, wurden auch Werke von atheistischen Künstlern in das Album aufgenommen, außer den oben genannten auch Gyula Derkovits, Róbert Berényi und die Werke von Károly Kernstók.

Als Besonderheit gelten die Maler jüdischer Abstammung oder jüdischen Glaubens, beginnend mit Béla Iványi-Grünwald über Adolf Fényes und Imre Ámos bis Piroska Szántó. Von diesen Künstlern soll hier Imre Ámos hervorgehoben werden, der über die Visionen in der Offenbarung des Johannes die vollkommenste Reihe in der ungarischen Grafik geschaffen hat, obwohl er sich entsprechend seinem Glauben mit der Offenbarung gar nicht hätte auseinandersetzen sollen.

Von den zeitgenössischen Künstlern ist am meisten Miklós Borsos mit seinen Bildern zu biblischen Themen im Album vertreten. Sie verleihen dem Charakter des ganzen Bandes eine besondere Innerlichkeit und Tiefe.

In der Geschichte der ungarischen Bildhauerei, die vor knapp eineinhalb Jahrhunderten mit István Ferenczy und Miklós Izsó einsetzt, sind ebenso Werke von Márk Vedres, János Fadrusz, Béni Ferenczy und Dezső Bokros-Birman zu finden. Die Archive der Museen und Privatsammlungen können natürlich noch etliche wertvolle Kunstwerke enthalten, aber dennoch ist es durchaus wahrscheinlich, dass der größte Teil der bedeutendsten Werke in diesem Album aufgeführt wird.

Bei den Recherchen zu diesem Buch sind zwei außerordentliche, in Ungarn aber fast unbekannte Maler entdeckt worden, die ebenfalls zahlreiche biblische Darstellungen geschaffen haben. Ebenso werden mehr Werke von Künstlern als üblicherweise veröffentlicht, damit auf diese Weise auch ein Beitrag zu ihrer Bekanntmachung gewährleistet wird, zum Beispiel László Hegedűs, Maler und Grafiker. Er kommt aus Szentes (Südostungarn) und unterrichtet an der Hochschule für Bildende Künste. Ein anderer ist Nándor Szúdy, der in Békés und in Budapest als Pastor tätig gewesen war. Er stammt aus Ipolyság in Nordungarn und ist Schüler von István Szőnyi.

Die Handhabung des Bandes wird durch ein Namensregister erleichtert. In den Porträts wird jeweils die künstlerische Laufbahn geschildert und es werden Hinweise auf weiterführende Fachliteratur gegeben. Das Album enthält im Ganzen ca. 300 Reproduktionen. Es stellt Vergleiche zwischen den ungarischen und europäischen Werken her. Am Ende des Bandes gibt es zu den wichtigsten Werken eine Synopse in drei Sprachen.

Der Verfasser des vorliegenden Bandes, János Reisinger (geb. 1954 in Mosonmagyaróvár) ist Literaturhistoriker. Er hat an der Eötvös-Loránd-Universität in Budapest als Schüler von Béla G. Németh und Endre Török die Fächer Französisch und Ungarisch studiert. Von 1978 bis 1989 ist er am Literaturwissenschaftlichen Institut der Ungarischen Akademie der Wissenschaften tätig gewesen. Seit 1983 hält er Vorlesungen zu biblischen Themen. In den letzten Jahren beschäftigt er sich auch mit Fragen zur bildenden Kunst. Bisher sind 20 Bücher und 200 Abhandlungen von ihm erschienen. Wichtige Veröffentlichungen: Die Seligsprechungen von Jesus (1990), Biblisches Lesebuch (1992), Das Vaterunser (1998), Prophezeiungen der Bibel über unsere Epoche (2004), Das Gewissen (2005), Worum geht es in den Offenbarungen des Johannes? (2006), Rembrandt (2007).


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